Bild: Arina Essipowitsch, Performance „Palimpseste“
In ihren künstlerischen Arbeiten setzt sich die bildende Künstlerin Arina Essipowitsch mit dem Thema der Identität auseinander.
Mehrschichtigkeit von Identitäten und fragmentäre bzw. Splitter-Charaktere sind dabei zentrale Begriffe ihrer Untersuchungen. Die Fragestellungen finden ihren Ursprung in der Biografie der Fotografin: In verschiedenen Ländern aufgewachsen und durch unterschiedliche kulturelle Erfahrungen geprägt, bildet die Suche nach und Verformbarkeit von Identität den Fokus ihres künstlerischen Schaffens. Ihre Mehrsprachigkeit spiegelt sich ebenso in den künstlerischen Bilderzählungsmitteln wider, wie der Einsatz von verschiedenen analogen Mittelformatkameras, welche aufgrund ihrer eigenen Geschichten und Eigenheiten ebenfalls Einfluss auf die Fotografien haben, und diese mitprägen. Aus dem fortlaufenden Bildarchiv entstehen experimentelle Künstlerbücher und ortsspezifische, fotografische Installationen, in welchen das Medium Fotografie an sich hinterfragt wird: Dabei zeigt sich eine Fotografie nicht als einseitiger, flacher Bildträger, sondern wird durch Intervention, Schnitt und Faltung zu einem Objekt und schließlich zu einer Erfahrung und Performance.
Bei der Installation Palimpseste handelt es sich um ein großformatiges, beidseitiges Bild, das mithilfe von Schneid- und Falttechniken ein 72-teiliges, interaktives Objekt ergibt. Bei Prozess des (Ent-)Faltens ändert das Objekt seine Größe und es entstehen zahlreiche Bildkombinationen. Ausgehend von einer eindimensionalen Fläche wird die Geschichte des Bildes, welches bereits in sich das Thema der Fragestellung trägt, in den dreidimensionalen Raum zurückübertragen und dabei neu wiedergegeben. Wie eine Geschichte erzählt wird, welche Perspektive der Erzähler einnimmt und wie Erinnerungen bewusst oder unbewusst verzerrt werden, trägt entscheidend dazu bei, wie Realitäten und Identitäten geformt und wahrgenommen werden. Der Betrachter der Installation wird durch das Bewegen der Bildteile selbst zum Akteur, wird aktiv bei Reflektion über Bildmotiv, Bildausschnitt, Format und Größe und somit Teil der ursprünglichen, ästhetischen fotografischen Erfahrung und dem Prozess der Suche, Bildung und Findung von Identität.
Arina Essipowitsch
geboren 1984 in Minsk, lebt und arbeitet in Berlin und Marseille. Sie schloss ihr Studium an der École Supérieure d’Art d’Aix-en-Provence und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ab. 2015/2016 erhielt sie ein deutsch-französisches DAAD-Stipendium für Bildende Kunst. Ihre Werke wurden in verschiedenen europäischen Museen und Kunsträumen ausgestellt. Arina Essipowitsch war darüber hinaus zu verschiedenen europäischen Fotofestivals eingeladen.
Mehr auf: arinaessipowitsch.com
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Termine:
11.4.2024, 19 Uhr — Vernissage
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Pressekontakt: Roland Hensel (roland-hensel@t-online.de)